Die Überschrift dieses Abschnittes lässt vermuten, dass es darin um jüngere methodische Varianten des sogenannten „klassischen“ Familienstellens geht, die über Hellingers Arbeit hinaus gehen. Neuerungen, die auch noch einen besonderen „positiven Effekt“ (auf wen oder was, das bleibt unklar) hätten. Doch weit gefehlt! Die einzigen speziellen Varianten, die erwähnt werden, sind Aufstellungen in Einzelarbeit sowie Organisations-Aufstellungen.
Einzelarbeit mit Aufstellungen nach Hellinger gab es schon früh – nicht, wie Amrhein es darstellt, „in den letzten Jahren (…) parallel zum Ansatz Hellingers“. Bert Hellinger selbst hatte nach seiner Zeit als Psychoanalytiker, also deutlich vor dem Familienstellen, keine therapeutische Einzelarbeit mehr angeboten, also auch keine Aufstellungen in Einzelarbeit. Das fundamentale Prinzip der Aufstellungsarbeit nach Hellinger – die Erkundung einer verborgenen Wirklichkeit durch die Wahrnehmungen der Stellvertreter – gilt in Gruppen- und Einzelarbeit gleichermaßen.
Organisations-Aufstellungen (die auf Gunthard Weber zurückgehen) hat Hellinger selbst ebenfalls gemacht. Sie sind eine spezielle Anwendung von Hellingers Arbeit mit ein paar Spezifikationen, zum Beispiel was die Ordnungen im System betrifft. Grundsätzlich gilt auch in diesem Fall: Grundsätzlich funktionieren Aufstellung für Familien und solche für Organisationen gleich.
Wo bleiben also die „neuen Ansätze“? Was genau ist hier eigentlich mit demWort „Ansatz“ gemeint? Die ersten Sätze des Abschnitts geben einen Hinweis: „In den letzten Jahren haben sich parallel zum Ansatz Hellingers eine Reihe weiterer Ansätze der Familienaufstellung entwickelt. Dabei distanzieren sich viele systemisch arbeitende Therapeuten und viele Familienaufsteller inzwischen ausdrücklich von Hellingers Methode.“ Da es nicht um methodische Neueerungen geht, muss das Neue und Positive in der Distanzierung von Hellinger liegen.
Einleitend wird als „neuer Ansatz mit positivem Effekt“ die Gründung von Organisationen erwähnt, „Fachgesellschaften, die sich zum Ziel gesetzt haben, Qualitätsstandards und ethische Richtlinien für Systemaufstellungen zu entwickeln. Zu Ihnen gehören die Deutsche Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS)“.
Im Weiteren ist die Abschnitt wieder gefüllt mit Darstellungen, wie eine Familienaufstellung innerhalb der Systemischen Therapie abläuft und was für positive Wirkungen sie haben kann, und das wäre eben nicht Familienstellen nach Hellinger. Dann folgt noch einmal die Litanei der Anwürfe gegen Hellinger aus der Stellungnahme von 2003, einschließlich der dreisten, ja schamlosen Unterstellung, Hellinger habe „Familienaufstellungen in Großgruppen mit dem Ziel des Publikumseffekts“ gemacht.