„Das ist alles nur geklaut…“

Der einzige Beitrag von Sophie Hellinger zum Familienstellen, der mir bekannt ist, besteht darin, dass sie Bert aus seiner ersten Ehe herausgelöst, ihn geheiratet, den Namen Hellinger ange­nommen und die Rechte an Berts Veröffentlichungen geerbt hat. Mehr ist mir nicht bekannt.
Gäbe es substantielle Beiträge von ihr, hätte sie Schwindel nicht nötig. Hat sie aber. Wo man das feststellen kann? Für mich sind gedruckte Texte das Material, das ich am ehesten überprüfen kann.

1) Am Schluss ihres Auftragswerkes Bert Hellinger. Mein Leben. Mein Werk (2018) steht ein Verzeichnis von sieben Büchern, die sie veröffentlicht haben will. Tatsächlich existieren davon zwei: Das eigene Glück, Band I und II. Ein drittes aus der Liste ist in Wirklichkeit der Untertitel von Das eigene Glück, Band I. Die übrigen vier Titel (also der größere Teil) sind frei erfunden!

2) Das Parade-Beispiel dafür, dass Bert stets bereit war, Irrtümer als solche anzuerkennen und zu korrigieren, ist seine frühere Annahme, dass Abtreibungen nur die Eltern etwas angehen, nicht aber die lebenden Kinder. Das tun sie doch, wie wir inzwischen wissen. Wie kam Bert darauf, seine frühere Annahme als falsch zu erkennen? Sophie verbreitete dazu folgende Version:

Zu Beginn der Aufstellungsarbeit ging Bert noch davon aus, dass abgetriebene Kinder (…) nur zur Paarbeziehung der Eltern und nicht zu den Geschwistern gehören. (…) Das war ein Irrtum. Mit der Weiterentwicklung des Familienstellens zum Original Hellinger®-Familienstellen erkannte ich, dass alle Kinder, auch die abgetriebenen, abgegangenen und totgeborenen, zum Familiensystem gehören und als volle Geschwister zählen.“1

Soso, sie erkannte das. Zwei Personen, die seinerzeit (ungefähr im Jahr 2000) dabei gewesen waren, berichteten mir, dass es Harald Hohnen war, der Bert darauf aufmerksam gemacht hat, nicht Sophie. Insgesamt ist Das eigene Glück, Band 1 eine Zusammenstellen aus recycelten Texten von Bert, durchaus brauchbar als Einführung ins Familienstellen. Nur, was davon Sophies Beitrag sein soll, dass weiß nur sie allein.

3) Auch der Band 2 besteht aus alten Veröffentlichungen Bert Hellingers. Allerdings sind sie hier „verbessert“ worden: „Das vorliegende Buch stellt klassische Familienaufstellungen vor, die Bert und ich zusam­men geleitet haben. Da wir beide dabei in einem geistigen Feld miteinander verbun­den sind und gemeinsam arbeiten, habe ich – bis auf einige Ausnahmen – auf die Differen­zierung ‚Bert Hellinger sagt’ und ‚Sophie Hellinger sagt’ verzichtet. Wir sprechen gleichsam geistig mit einer Stimme, aber aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Geschehen.“2

Das sieht im Text dann so aus:
Bert/Sophie Hellinger: Was ist passiert?“, oder
Bert/Sophie Hellinger: Das genügt uns. Wir stellen jetzt auf.“ Oder
Bert/Sophie Hellinger: Was können wir für dich tun?
Wenn ich das lese, wirkt es, als würden beide im Chor sprechen – ziemlich verwirrend, dieser „Verzicht auf Differenzierung“. Aber das ist eigentlich nur ein Witz am Rande. Weniger komisch ist die Behauptung, dieses Buch (veröffentlicht unter Sophies Namen) stelle „klassische Familien­aufstellungen vor, die Bert und ich zusam­men geleitet haben“. Haben sie das? Nein, das haben sie nicht.

Von den elf Fallbeispielen habe ich bei fünfen nicht herausfinden können, aus welchen Büchern von Bert sie stammen, bei sechsen schon. Dabei handelt es sich um Wo Ohnmacht Frieden stiftet von 2000, Mitte und Maß von 1999 (3 Fallbeispiele), Wir gehen nach vorne. Paare in Krisen von 2000 und Liebe auf den zweiten Blick von 2002. Beim letztgenannten ist es nicht wahrscheinlich, aber theoretisch möglich, dass Sophie diese Aufstellung miterlebt hat, allerdings nicht auf der Bühne sitzend, sondern als Zuschauerin im Saal. Alle anderen Beispiele stammen aus der Zeit, als Bert und sie sich noch nicht begegnet waren. Dass sie und Bert „aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Geschehen“ schauen, ist also wahr. Der Rest hingegen ist alles nur gelogen und gezogen und geschoben und geraubt. Entschuldigung, das hat sie sich erlaubt.

  1. Sophie Hellinger, Das eigene Glück. Band 1. Bischofswiesen, 2018. Sn. 84f ↩︎
  2. Sophie Hellinger, Das eigene Glück. Grundlagen zum Familienstellen. Band 2. Bischofswiesen, 2019. S. 16 ↩︎

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