Was Christine Amrhein in therapie.de resümiert, trifft für die Aufstellungen der systemischen Familientherapie sicher zu. Dort ist eine Aufstellung ein mögliches Element in einem psychotherapeutischen Prozess, und isoliert wäre sie wenig sinnvoll. (Ob sie überhaupt sinnvoll ist, das zu beurteilen steht mir nicht zu.) Sie kann mit beliebigen anderen therapeutischen Ansätzen kombiniert oder ausgetauscht werden, und man kann sie als „Ausgangspunkt weiterer therapeutischer Maßnahmen“ nutzen.
Für das Familienstellen nach Hellinger ist das alles grundfalsch. Einzig der Satz „In erster Linie dient sie [die Familienaufstellung] dem Gewinnen von neuen Erkenntnissen über das System Familie“ könnte für beide Verfahren gelten, solange man nicht nachfragt, was zum Beispiel mit „Erkenntnissen“ genau gemeint ist. Hellinger sprach in der Regel von Einsichten, nicht von Erkenntnissen. Erkenntnisse führen zu weiterem Nachdenken.
Auch Einsichten führen uns zu Weiterem, aber nicht auf dem Umweg des intellektuellen Verstehens. Einsichten wirken, wenn man sie annimmt, egal ob wir es verstehen oder nicht. Insofern haben Aufstellungen durchaus einen therapeutischen Effekt. Und zwar einen, dem durch „therapeutisches Nachbearbeiten“ leicht etwas weggenommen, aber nichts Wesentliches hinzugefügt werden kann.
Darum ist das Familienstellen nach Hellinger sehr wohl ein „ein eigenständiges Verfahren“, egal, ob man es Therapie nennt oder nicht. Es ist kein „Baustein“ für etwas anderes, und es gehört in keinen „Methoden-Mix“. Wer so etwas will und tut, macht eine Spielerei daraus. Wer sich vor der Kraft, die in der Aufstellungsarbeit nach Hellinger steckt, fürchtet, möchte sie abschwächen. Der ist als Aufsteller für die Arbeit nach Bert Hellinger nicht geeignet und sollte etwas anderes machen.